Modellprojekt „Familienlotsinnen“ unterstützt geflüchtete Frauen mit Kindern
Wie findet man sich in einem Land zurecht, dessen Sprache man nicht spricht und dessen Kultur einem fremd ist? Vor diesem Problem stehen alle geflüchteten Menschen. Mütter kleiner Kinder werden bei der sozialen und beruflichen Integration jedoch vor besondere Herausforderungen gestellt. So können sie beispielsweise oftmals keinen Sprachkurs besuchen, weil die Kinderbetreuung in dieser Zeit nicht sichergestellt ist. Das ausbleibende Erlernen der Fremdsprache und eine häufig lang andauernde Kindererziehungsphase führt bei den betroffenen Frauen zu einer Verzögerung der gesellschaftlichen und beruflichen Integration. Genau diesen Frauen und ihren Kindern zeigt das Modellprojekt „Familienlotsinnen“ neue Wege auf. Es wurde initiiert in Kooperation mit dem Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen, der RAG-Stiftung sowie den Jobcentern Duisburg und Gelsenkirchen.
„Die Familienlotsinnen sind eine wichtige Brücke zwischen den geflüchteten Frauen und der Aufnahmegesellschaft. Die wenigsten geflüchteten Frauen können es alleine schaffen“, so Arbeits- und Sozialminister Karl-Josef Laumann: „Die Sprachbarrieren sind hoch und viele Frauen kommen aus Kulturen, die ein traditionelles Rollenbild manifestiert haben.“ Zur Wahrheit gehöre daher auch, dass man über das Projekt nicht alle Teilnehmerinnen in den Arbeitsmarkt werde integrieren können und dass der Weg für viele noch weit sei. Laumann: „Wir lernen aber im Zuge des Projekts, wie wir die Frauen wirksam unterstützen können und was sie brauchen, um in unserer Gesellschaft anzukommen und eine berufliche Perspektive zu entwickeln. Das macht das Projekt so wichtig.“
Die Lotsinnen, alle selbst mit Migrationshintergrund, sollen nicht nur bei der Organisation der Kinderbetreuung Hilfe leisten, sie stehen den Müttern auch bei der Bewältigung von Alltagsproblemen in und außerhalb der Familie zur Seite, unterstützen sie beim Aufbau eigener Netzwerke und bieten Orientierungshilfen bei Fragen zum europäischen Rollenverständnis. Ziel der individuellen und ganzheitlichen Beratungsarbeit ist es, den Frauen frühzeitig das Erlernen der deutschen Sprache zu ermöglichen und sie rechtzeitig für die Inanspruchnahme von Förderleistungen zur Arbeitsmarktintegration der Jobcenter zu gewinnen.
Bärbel Bergerhoff-Wodopia, Vorstandsmitglied der RAG-Stiftung, betonte: „Gerade geflüchtete Frauen mit kleinen Kindern brauchen besondere Unterstützungsangebote. Die RAG-Stiftung fördert bereits seit 2015 Bildungsprojekte, die jungen Geflüchteten mit guter Bleibeperspektive den Weg in unsere Gesellschaft ebnen. Dabei legen wir besonderen Wert darauf, dass mindestens ein Viertel der Teilnehmer junge Frauen sind.“
„Die Familienlotsinnen sind für die Frauen Bezugspersonen, zu denen sie Vertrauen aufgebaut haben“, beschreibt Georg Sondermann, Geschäftsführer operativ im jobcenter Duisburg die Situation. „Wir stehen noch am Anfang des Projektes, aber man kann bereits sagen, dass die Unterstützung bei Behördenangelegenheiten, insbesondere bei der Organisation der Kinderbetreuung, aber auch beim Besuch des Kinderarztes oder in der Schule besonders gefragt sind.“
Auch für Ameena Abdulrahman war die Kinderbetreuung einer der Gründe, das Angebot der Familienlotsin anzunehmen. Sie hat sechs Kinder, davon sind zwei jünger als 3 Jahre. In Syrien war sie als Englischlehrerin tätig. Jetzt ist sie auf der Suche nach Betreuungsmöglichkeiten für die Kinder, um dann schnellstmöglich wieder einer Arbeit nachgehen zu können. So kann sie sich beispielsweise auch vorstellen, später selbst Familienlotsin zu werden.
Aus anderen Modellprojekten gibt es bereits gute Erfahrungen mit „Lotsen“, z. B. bei der Unterstützung Langzeitarbeitsloser. Auch hier konnten „Kümmerer“ die Menschen auf ihrem Weg zurück in Gesellschaft und Beruf erfolgreich begleiten.
Fachlich begleitet wird das Projekt „Familienlotsinnen“ durch die Gesellschaft für innovative Beschäftigungsförderung (G.I.B.).
Pressekontakt
Sabrina Manz
Leiterin Presse und Öffentlichkeitsarbeit der RAG-Stiftung
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